Gemeinsame Pressemitteilung von NABU, BUND und LNV
Die Umweltverbände von Baden-Württemberg loben die Landregierung, fordern aber klare Ziele für die Pestizidreduktion
„Es ist ein wichtiger Meilenstein für den Naturschutz, dass sich Grüne und CDU für die nächsten beiden Haushaltsjahre auf ein 36 Millionen Euro schweres ,Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt‘ geeinigt haben. Das ist eine gute Investition in die Zukunft unseres Landes und zeigt, dass Grün-Schwarz in Baden-Württemberg für den Naturschutz funktioniert“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Dass beide Regierungsparteien mittlerweile Naturschutz als wichtiges Thema sehen, ist gut und richtig. Nur brauchen wir auch flächendeckend wirksame Maßnahmen zur Stärkung der biologischen Vielfalt wie die Reduktion des Pestizideinsatzes in Baden-Württemberg“, sagt die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender. „Baden-Württemberg ist auf dem besten Weg, im Naturschutz an die Spitze der Bundesländer zu gelangen“, ist auch der LNV-Vorsitzende Gerhard Bronner überzeugt.
Strukturelle Änderungen und klare Ziele sind Voraussetzungen für Erfolg
Allerdings mahnen die Verbände zu Stringenz und Kontinuität: „Das Sonderprogramm enthält viele sinnvolle Maßnahmen. Die Zeit läuft jedoch: Die Maßnahmen müssen sofort und zielorientiert umgesetzt werden und langfristig angelegt sein“, so Dahlbender. Auch der LNV-Chef betont: „Zwei Jahre sind zu kurz, um das Ruder beim Artensterben in unserer Agrarlandschaft herumzureißen.“ Es dürften daher nicht nur Gelder mit der Gießkanne verteilt werden, sondern es müssten auch strukturelle Änderungen in Angriff genommen und klare Ziele formuliert werden. „Wir brauchen eine landesweite Strategie zur Pestizidreduktion, die diesen Namen auch verdient.“
Pestizidreduktion um 50 Prozent bis 2025
„Eines der großen Probleme, gerade für die Insekten- und Vogelwelt, ist der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Deshalb fordern wir von Landwirtschaftsminister Peter Hauk, im Rahmen der angestrebten Pestizidreduktionsstrategie nicht nur ein bisschen zu forschen und ein paar landwirtschaftliche Fördertitel zu erhöhen“, sagt Enssle. „Es müssen klare Ziele ausgegeben und wirksame Maßnahmen ergriffen werden.“ Die Verbände fordern, dass der Pestizideinsatz in Baden-Württemberg bis 2025 mindestens halbiert wird. Um das zu erreichen, müsste der Pestizideinsatz insbesondere auch in Naturschutzgebieten, in Wasserschutzschutzgebieten und in Natura 2000-Gebieten komplett verboten werden. „Die besonders giftigen Neonikotinoide und das Totalherbizid Glyphosat müssen sofort und endgültig verboten werden“, fordern die Verbandsspitzen.
Lob für Erhöhung der Landschaftspflegemittel
Positiv äußern sich die Verbände zur geplanten Erhöhung der Mittel für die Landschaftspflege: „Wachholderheiden, Streuobstwiesen und artenreiche Blumenwiesen sind die Perlen unserer Kulturlandschaft. Es ist daher richtig und wichtig, dass landwirtschaftliche Betriebe für die oft aufwändige Pflege dieser Lebensräume mehr Geld erhalten“, erklärt Bronner. Ebenso bedeutsam sind die mit dem Sonderprogramm beschlossenen Maßnahmen zur Stärkung des Moorschutzes, die Qualitätsoffensive für Naturschutzgebiete sowie die Umsetzung des Biotopverbunds.
Erfolgsmessung des Programms durch zielgerichtetes Monitoring
Von zentraler Bedeutung ist das geplante Monitoring der Insekten-, Vögel- und Fledermaus-Bestände. „Wir brauchen ein Frühwarnsystem, das uns Entwicklungen wie beim Insektensterben aufzeigt, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wir müssen wissen, ob die Maßnahmen die ergriffen werden auch Wirkung entfalten oder nicht. Wie bei jedem erfolgreichen Unternehmen, braucht es auch im Naturschutz eine Erfolgskontrolle auf solider Zahlenbasis. Werden die Ziele nicht erreicht, muss nachgesteuert werden“, sagt Dahlbender. Die anfängliche Kritik der CDU an diesem Monitoring können die Verbände nicht nachvollziehen. Enssle: „Der Erfolg des Sonderprogramms und der Bemühungen von Grün-Schwarz für den Erhalt der Schöpfung misst sich daran, ob es gelingt den Rückgang der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft aufzuhalten oder nicht.“