Streuobstwiesen-Konzeption

LNV-Stellungnahme zum Aktionsplan

an das Ministerium Ländlicher Raum

Die als Entwurf vorliegende MLR-Konzeption „Streuobstwiesen in Baden-Württemberg – Maßnahmen, Handlungsfelder, Förderung“ in Form einer Broschüre ist von der Intention her grundsätzlich zu begrüßen. Der LNV muss allerdings auf eine Vielzahl von Verbesserungsmöglichkeiten und Unzulänglichkeiten hinweisen. Exemplarisch und nicht vollständig möchten wir die folgenden Punkte aufzählen:
• Bei den Gründen für den Rückgang der Streuobstbestände (S.6) fehlt ein sehr wichtiger Faktor völlig: die staatlichen Rodungsprämien! Dies müssten korrekterweise erwähnt werden.
• S. 7: „Für den Erhalt der Streuobstwiesen engagieren sich ….“ – Hier fehlt aus Sicht des LNV die explizite Nennung der Naturschutzverbände, sowie die Aufpreisinitiativen. Eine Subsummierung dieser verdienten „Aktivisten der ersten Stunde“ unter dem Begriff „Organisationen“ halten wir für nicht fair.
• S.7. Als Vergleichszahl zu den 10 Mio € Landesmittel die in den „Erhalt“ der Streuobstwiesen fließen, sollte die Summe erwähnt werden die in den „Plantagenobstbau“ fließt, nur dann ist diese Angabe richtig zu werten.
• S.10 die Punkte 4.5 (Streuobstpflege als Ausgleichsmaßnahme / Ökokonto und 4.6 (Flächenmanagement in den Gemeinden) sieht der LNV sehr kritisch. Wir verweisen hier auf die Stellungnahmen des LNV zum Thema Ökokonto.
• S.14. Das PLENUM-Projekt „Ebbes-Guads“ sollte unserer Ansicht nach nicht hervorgehoben werden. Es ist kein „echtes“ Aufpreisprojekt (viel zu geringer Aufpreis) – wir haben bisher keine sicheren Informationen ob bei diesem Projekt nicht eventuell mit Spritzmitteln behandelte Äpfel auch verwertet werden.
• S. 15: Das Sortenerhaltungskonzept (das wir grundsätzlich sehr begrüßen) ist aus Sicht des LNV verbesserungsbedürftig. Die im Rahmen des Projektes gesammelten Daten über Eigenschaften und Verbreitung der Sorten müssen dringend öffentlich zugänglich gemacht werden. Auch halten wir es für wichtig die Obstsorten nicht nur in Sortengärten zu erhalten sondern diese Sorten in Form von Anpflanzungen wieder „in die Landschaft zu bringen“.

Was diesem Konzept zu einem „Aktionsplan Streuobst“ zu unserem großen Bedauern vor allem fehlt, ist die klare Aussage zu konkreten und überprüfbaren Zielen oder Teilzielen. Eine Aufzählung von Einzelpunkten (vor allem unter Punkt 9) erscheint beim Lesen zu wenig inhaltlich miteinander verknüpft, so begrüßenswert einzelne Punkte auch sein mögen. Es fehlt die klare und übergreifende Strategie, in die sie integriert werden könnten.

Die Streuobstwiesen sind eben keine „historische Form des Erwerbsobstbaus“, wie im ersten Satz der Broschüre behauptet wird. Das ist schon inhaltlich falsch weil sie vor allem der Eigenversorgung gedient haben.
Hinzu kommt, dass der extensive Streuobstbau die nachhaltigste Form des Obstbaus darstellt. Der gegenwärtig praktizierte, so genannte Erwerbsobstbau ist nicht nachhaltig und im Bereich des Natur- und Umweltschutzes, des Einsatzes fossiler Energien, des Grundwasserschutzes und anderen Bereichen dem Streuobstbau klar unterlegen. Hinzu kommt die herausragende Bedeutung des Streuobstbaus für das Landschaftsbild und die Erholungsfunktion. Hier liegt aus unserer Sicht ein ganz grundlegendes Problem ohne dessen Lösung es nicht gelingen wird Streuobstwiesen wirklich langfristig einen neuen Stellenwert zu geben.

Der LNV erwartet von einem Aktionsplan Streuobst konkrete Angaben, in welchem Umfang und in welcher Qualität Streuobstwiesen in Baden-Württemberg erhalten werden sollen, klare Angaben dazu, wie das Land dieses Ziel erreichen will und schlussendlich ein belastbares Finanzierungskonzept um diese Aufgaben bewältigen zu können. Insofern halten wir eine grundlegende Überarbeitung des Aktionsplans für unumgänglich.

LNV-Stellungnahme zur
Streuobstwiesen-Konzeption