Bild: Manfred Grohe

Wirtschaftliche Entwicklung geht auch ohne Flächenfraß

Umweltverbände BUND, NABU und LNV kritisieren Forderungen des Bündnisses „Zukunft braucht Fläche“

Keine weitere großflächige Versiegelung der immer knapper werdenden Freiflächen
Anlässlich der Landespressekonferenz des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag zum Thema: „Zukunft braucht Fläche“ – Bündnis für Zukunft kommentiert Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg:
„Das neue Flächenfraß-Bündnis aus Industrie, Handwerk und Gemeindetag behauptet, dass die weitere großflächige Versiegelung der immer knapper werdenden Freiflächen, wertvollen Ackerflächen und ökologisch wertvollen Biotope unvermeidbar für die Zukunft des Landes ist. Das bedeutet nichts anderes als: Zerstörung von Naturräumen, Zerstörung von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und damit Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Ohne all das gibt es auch keinen Wohlstand.“

Flächenverbrauch muss verbindlich beschränkt werden
Deshalb sagen wir als BUND nein: Der Flächenverbrauch außerhalb bestehender Siedlungen muss endlich verbindlich beschränkt werden. Unternehmen und Kommunen können nicht weiter im Namen der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wohlstandserhalts nach frischem Boden lechzen. Entwicklung ja, aber nicht auf Kosten von Biodiversität und Klimaschutz. Denn Flächenschutz ist vor allem auch Klimaschutz. Ohne genügend Freiflächen gibt es sicher keine rosige Zukunft fürs Ländle.“

Parkplätze, Brachflächen und Baulücken nutzen, mehrstöckige Betriebsstätten bauen
Johannes Enssle, NABU-Landesvorsitzender, ergänzt:
„Wie die Daten aus dem aktuellen Zensus 2022 belegen, gibt es gerade im ländlichen Raum in vielen Kommunen umfangreiche Leerstände im Ortskern. Auch Brachflächen und Baulücken stehen fast landesweit als Entwicklungsflächen zur Verfügung. Mit mehrstöckigen Betriebsstätten, überbauten Parkplätze und über interkommunale Gewerbeflächenpools können Unternehmen Flächen sparen, ganz ohne ihre Zukunft aufs Spiel zu setzen.“

Einführung einer Innenentwicklungsmaßnahme ins Baugesetzbuch
Dr. Gerhard Bronner, Vorsitzender Landesnaturschutzverband BW (LNV), betont:
„Innenentwicklung heißt das Zauberwort. Statt den immer gleichen Sermon von notwendigem Flächenverbrauch für die zukünftige Entwicklung Baden-Württembergs anzustimmen, sollten sich Gemeindetag und Wirtschaftsverbände für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung stark machen. Fordern sie Flächenmanager*innen und die Einführung einer Innenentwicklungsmaßnahme ins Baugesetzbuch (BauGB)? Führen sie als Kommunen ein Leerstandsmonitoring ein und mobilisieren sie Bauland mittels Grundsteuer C? Das wären innovative Lösungen statt alter Forderungen, die unsere Ressourcen nicht mehr hergeben.“

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