Exkursion des LNV mit Winfried Kretschmann

Ministerpräsident besucht „Youth in Nature“-Exkursion in Ammerbuch

Winfried Kretschmann begeistert vom Interesse der Jugendlichen an der Welt der Amphibien

LNV-Pressemitteilung

20 Jugendliche haben am Samstag (9.4.2022) in Ammerbuch im Kreis Tübingen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Welt der Amphibien erforscht und die Artenzusammensetzung in zwei Gewässern untersucht. Die Exkursion ist Teil des Projekts „Youth in Nature“, das der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) 2020 gestartet hat, um Jugendliche für die Natur zu begeistern und als Artenkennerinnen und Artenkenner von morgen zu gewinnen.

Bewahrung der biologischen Vielfalt Herzensangelegenheit
„Es ist mir ein Herzensanliegen, die biologische Vielfalt im Land zu bewahren und das Wissen um sie zu vermitteln. Dafür setze ich mich als Ministerpräsident ein, aber auch als leidenschaftlicher Biologe“, betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der die Exkursion als Schirmherr der Initiative Artenkenntnis begleitete und dabei auch direkt mit den Jugendlichen ins Gespräch kam.

Der abnehmenden Artenkenntnis entgegenwirken
In Baden-Württemberg seien 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten gefährdet, so Kretschmann: „Das ist alarmierend. Denn was ausstirbt, ist unwiederbringlich verloren.“ Sorgen mache ihm zudem die abnehmende Artenkenntnis. „Was ich nicht kenne, kann ich nicht vermissen“, so Kretschmann. „Kinder und Jugendliche für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie spannende ökologische Zusammenhänge zu begeistern, halte ich daher für eine elementare Zukunftsaufgabe. Initiativen wie Youth in Nature leisten dabei einen überaus wichtigen Beitrag.“

Eintauchen in die Welt der Amphibien
Um Frösche, Kröten und Molche hautnah erleben zu können und zugleich das Handwerkszeug der Amphibienerfassung kennenzulernen, bediente sich die Gruppe einer anerkannten Kartiermethode: dem Fang der Amphibien mit Reusen. Der Ort der Exkursion war dazu gut gewählt, denn in den Gewässern tummelt sich eine große Bandbreite an Amphibien – von Erdkröten über Kamm-, Teich- und Bergmolchen bis hin zu Grünfroscharten. Selbst der stark gefährdete Laubfrosch ist hier noch zu finden.

Amphibienexperte Dr. Thomas Bamann leitete die Exkursion
Zugleich lassen sich in den zwei Gewässern, die beide als flächenhafte Naturdenkmale geschützt sind, ökologische Unterschiede beobachten. Im Hinteren See, den die Gruppe zuerst besuchte, leben keine Fische. Im Vorderen See dagegen wurden vor etwa zwei Jahren Goldfische ausgesetzt. „Noch sind die Unterschiede überschaubar“, erklärte Amphibienexperte Dr. Thomas Bamann, der die Exkursion leitete. „Aber ich fürchte, das wird sich bald ändern. Die vermeintlich harmlosen Goldfische fressen den Laich und die Larven der Amphibien. So werden wir über kurz oder lang wohl im Vorderen See zwei stark gefährdete Arten verlieren: den Kammmolch und den Laubfrosch. Wir erleben hier, dass sich manche Fischarten und Amphibien zusammen einfach nicht vertragen.“

Lange Rote Listen und Mangel an Fachleuten
Von den 19 in Baden-Württemberg heimischen Amphibienarten stehen knapp zwei Drittel auf der Roten Liste. Drei weitere auf der Vorwarnliste. Nur drei Arten gelten als nicht gefährdet. „Die Lage ist dramatisch – leider nicht nur bei den Amphibien“, sagte der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner. „Umso wichtiger ist, dass es auch in Zukunft Menschen gibt, die sich mit den verschiedenen Arten auskennen und etwas für ihren Schutz tun können. Doch genau an solchen Menschen mangelt es inzwischen. Artenkenner gehören leider selbst schon auf die Rote Liste. Mit ‚Youth in Nature‘ wollen wir gegensteuern.“

Arten-Expert*innen für morgen
Dass dieses Konzept aufgeht, bestätigt Judith Engelke, die die Tübinger „Youth in Nature“-Gruppe leitet: „Das Projekt ist eine einzigartige Chance für die Jugendlichen. Sie sind super engagagiert dabei und ich bin mir sicher: Einige werden unsere Expertinnen und Experten von morgen sein.“

Hintergrund über das Projekt „Youth in Nature“
Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren erforschen auf mehreren ein- oder zweitägigen Exkursionen verschiedene Tier- und Pflanzengruppen wie Vögel, Fledermäuse und Reptilien – angeleitet von den besten Artenkennerinnen und -kennern Baden-Württembergs. Projektgruppen gibt es rund um Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen und Freiburg. Die Teilnehmenden lernen die Arbeitsmethoden der Profis kennen, erhalten Einblicke in die Naturfotografie und nutzen moderne Medien und Apps zur Bestimmung und Dokumentation von Tieren und Pflanzen.

„Youth in Nature“ ist Teil der „Initiative Artenkenntnis“ des LNV, deren Schirmherr Ministerpräsident Kretschmann ist. Das Programm läuft bis 2022 und wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert.