Stadtnatur: Massensterben beenden – Lebensräume schaffen

„Zukunftsforum Naturschutz“ des LNV in Stuttgart
Naturschutztagung verabschiedet Resolutionen gegen Vogelschlag an Glasfassaden und Schottergärten
Städte und Dörfer werden für Pflanzen und Tiere immer wichtiger

Mit der Verabschiedung zweier Resolutionen ist am Samstagabend in Stuttgart das „Zukunftsforum Naturschutz“ des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg (LNV) zum Thema Stadtnatur zu Ende gegangen. Die rund 200 Teilnehmenden fordern darin, den millionenfachen Vogeltod an Glasfassaden einzudämmen sowie Lebensräume in Gärten zu schaffen, statt sie in graue Schotterflächen zu verwandeln.
„Weil viele Tere auf monotonen Äckern und Wiesen keine Lebensräume mehr finden, flüchten sie in unsere Dörfer und Städte. Umso fataler ist es, dass auch hier tödliche Gefahren auf sie warten und ihre Lebensräume zerstört werden“, sagt der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner. Unzählige Tiere blieben angesichts geschotterter Gärten heimatlos. Fledermäuse suchten an sanierten Gebäuden vergeblich nach Ritzen für ihre Kinderstube.
An Glasfassaden sterben rund 100 Millionen Vögel pro Jahr
Rund 100 Millionen Vögel kommen zudem in Deutschland pro Jahr um, weil sie gegen Glasfassaden prallen – ungefähr 15 Millionen davon allein in Baden-Württemberg. Zur Einordnung: In Deutschland brüten rund 70 bis 100 Millionen Vogelpaare, im Jahresverlauf sind insgesamt ungefähr 1,2 bis 2 Milliarden Vögel im Bundesgebiet unterwegs. Das heißt: Fünf bis zehn Prozent aller Vögel in Deutschland sterben alleine an Glasfassaden. „Diese Dimension ist erschreckend und zeigt, dass der ‚Glastod‘ ein immenses Naturschutzproblem ist“, sagt Bronner.
In ihrer Resolution fordern die Teilnehmenden, dieses Massensterben einzudämmen. So müssten private und öffentliche Bauherren die Vogelschlaggefahr minimieren. Das Land sei in der Pflicht, die Landesbauordnung so zu ergänzen, dass Gebäude mit großen Glasflächen künftig vogelschlagsicher gebaut werden müssen. Dabei gehe es vor allem darum, stark reflektierende Glasfassaden sowie Durchsichten durch Gebäude zu vermeiden, etwa an Gebäudeecken. Beide Faktoren führen zu einer Häufung von Unfällen. „Mit dem richtigen Willen – auch von Seiten der Landespolitik – ist es möglich, Millionen von Vögeln vor dem Tod zu bewahren“, sagt Bronner.
Bronner: „Schottergärten sind illegal und ein naturschutzfachlicher Totalausfall“
In der zweiten Resolution sprachen sich die Teilnehmenden dafür aus, die geltende Landesbauordnung konsequent umzusetzen und Schottergärten nicht länger zu tolerieren. Die Landesbauordnung schreibt vor, dass unbebaute Flächen als „Grünflächen“ anzulegen oder anderweitig zu begrünen sind. „Graue Schotterwüsten erfüllen diese Vorgabe nicht und sind daher ein Verstoß gegen die Landesbauordnung. Die Behörden dürfen hier nicht länger wegschauen“, fordert Bronner. In Zeiten des Insektensterbens sei es unverantwortlich, auch noch die Flächen zwischen den Gebäuden ökologisch zu entwerten. Der LNV fordert die Kommunen auf, in ihren Bebauungsplänen das Verbot von Schottergärten explizit aufzuführen.

Weitere Informationen:
• Hier finden Sie das Presse-Hintergrundpapier zum Vogelschlag inklusive Herleitung der genannten Opferzahlen
• Hier finden Sie die Resolution gegen Schottergärten
• Hier finden Sie die Resolution gegen Vogelschlag an Glas

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