Solarstrom: Bis 2030 wichtigste Energiequelle im Land
Photovoltaik als Teil der naturverträglichen Energiewende in Baden-Württemberg
Die baden-württembergischen Landesverbände von BUND und NABU, der Landesnaturschutzverband LNV und die Bodensee-Stiftung unterstützen die 1.000 MW-Solarstromkampagne, denn die beschlossene PV-Pflicht und die Neuauflage des Speicherprogramms durch das Landesumweltministerium sind positiv, alleine aber zu wenig. Damit setzen führende Umweltverbände in Baden-Württemberg ein klares Signal für mehr Klimaschutz. Neben der dringend notwendigen Energieeinsparung fordern sie im Jahr der Landtagswahl den massiven Ausbau der Erzeugung von Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien. Strom aus Photovoltaikanlagen soll dabei in den kommenden zehn Jahren die wichtigste Energiequelle im Südwesten werden. Das ist das Ziel der neuen 1.000 Megawatt-Solarkampagne der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg. Diese breit und langfristig angelegte Kampagne, bei der sich auch Kommunen, das Handwerk und viele Energieversorgungsunternehmen im Land engagieren, bekommt jetzt Rückenwind von vier wichtigen Naturschutzverbänden im Land.
„In den nächsten zehn Jahren wollen wir dazu beitragen, dass im Südwesten jährlich Solaranlagen von mindestens 1.000 Megawatt installierter Leistung neu zugebaut werden,“ erläutert Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes Baden-Württemberg. Das wäre ungefähr doppelt so viel wie im vergangenen Jahr installiert wurde. Unmöglich ist der Kraftakt nicht. Bereits vor zehn Jahren hatte die Solarbranche eine Photovoltaikleistung in dieser Größenordnung auf Dächern und Freiflächen installiert. „Wir wollen so im Jahr 2030 mittels Photovoltaik mit deutlich mehr als 17 Terawattstunden die Strommenge von vier größeren Kohlekraftwerken oder zwei Atomkraftwerken ersetzen und Ende des Jahrzehnts ungefähr ein Viertel des heute in Baden-Württemberg verbrauchten Stroms solar erzeugen,“ setzt Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND, ehrgeizige Ziele.
„Der von uns, den Kommunen, der Energiewirtschaft und dem Handwerk vorgeschlagene solare Zubau kann mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagt Gerhard Bronner, Vorsitzender des LNV. „Ein höherer Anteil von Solarstrom bringt den Klimaschutz in Baden-Württemberg voran. Zudem füllt er zusammen mit anderen erneuerbaren Energien die Lücke, die die abgeschalteten Atom- und Kohlekraftwerke hinterlassen und trägt so zur Versorgungssicherheit im Südwesten bei. Wir sehen insbesondere noch riesige Potentiale für Solarstrom auf Dächern von Gewerbebauten. Die Politik muss die Rahmenbedingungen so setzen, dass diese auch erschlossen werden.“
„Strom aus Photovoltaikanlagen ist inzwischen die günstigste Strombereitstellungstechnologie im Land: Eine Kilowattstunde vom Hausdach kostet heute weniger als zehn Cent, auf größeren Unternehmensdächern unter acht Cent und auf großen landwirtschaftlichen Flächen oder Deponien nur noch halb so viel. Der Photovoltaikausbau stärkt außerdem die Wertschöpfung im Land, schafft neue Arbeitsplätze und lässt sich gut mit Naturschutzaspekten verbinden,“ ergänzt Volker Kromrey, Programmleiter Energiewende der Bodensee-Stiftung.
Die Naturschutzverbände setzen auf das Engagement von Millionen Mitgliedern im Land, von denen viele heute schon Photovoltaikanlagen betreiben oder in Genossenschaften für erneuerbare Energien mitwirken. Die Orts- und Kreisgruppen der Umweltverbände werden Druck machen, dass Kommunen und Landkreise endlich auf breiter Front aktiv werden, Förderprogramme für Solarstrom auflegen und die eigenen Dächer und Fassaden zur Erzeugung von klimaschonendem und günstigem Solarstrom nutzen. Sie werden auf Veranstaltungen, im Internet und mit klassischen Druckerzeugnissen Werbung für mehr Solarstrom in Baden-Württemberg machen.
Die Experten der Umweltverbände wissen, dass die Forderung nach 1.000 MW solarem Zubau vor allem für das Jahr 2021 eine ungewöhnliche Kraftanstrengung bedeutet. Der Klimawandel und der Atomausstieg machen aus ihrer Sicht aber gerade frühes und schnelles Handeln beim Umbau der Energiewirtschaft notwendig. Deshalb setzen die Naturschutzverbände neben den Privathaushalten vor allem auf Unternehmen und Landwirte, die auf den eigenen Dächern große Solaranlagen mit 100, 500 oder 750 kW Leistung bauen und dabei viel Geld sparen können. Der dort erzeugte Strom wird im Regelfall netzverträglich direkt vor Ort durch Maschinen und Anlagen verbraucht. Die Entscheidungen der Firmen können innerhalb weniger Monate getroffen und schnell umgesetzt werden.
Solarmodule sollen vor allem auf den Dächern und an den Fassaden der Gebäude im Land installiert werden. Gute Potentiale sehen die Verbände auch in der solaren Überdachung von großen Parkplätzen. Deshalb fordern die Verbände den sofortigen Start für ein landesweites Förderprogramm, um solar überdachte Parkplätze von Kommunen auf den Weg zu bringen und einen Haushaltstitel für landeseigene Liegenschaften wie Universitäten und Hochschulen oder Landratsämter im Bestand und nicht nur bei wenigen Neubauprojekten zu fördern. Das steigende Volumen kann auch dazu beitragen, die Kosten von Solarstrom weiter zu senken.
Internetseite der Kampagne: www.1000mw.de
Pressemitteilung zum Download: PM: Naturschutzverbände unterstützen 1.000 Megawatt-Solarkampagne