Zwei weitere Vereine schließen sich dem LNV an
Die Delegierten der LNV-Mitgliedsverbände bestätigten am 10. April 2021 einstimmig Dr. Gerhard Bronner als Vorsitzenden des Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV). Als stellvertretende Vorsitzende wurden Thomas Dietz und Tilman Preuss erneut gewählt. Bestätigt wurde auch die LNV-Schatzmeisterin Regina Schmidt-Kühner und die drei Beisitzer Stefan Frey, der Präsident des Schwäbischen Albvereins Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß und Reinhart Sosat. Als neue LNV-Mitglieder wurden die Vereine „Naturnahe Weidelandschaften e. V.“ und „Auerhuhn im Schwarzwald e. V.“ aufgenommen. Der Dachverband LNV vertritt damit 36 Natur- und Umweltschutzvereine in Baden-Württemberg mit insgesamt rund 540.000 Mitgliedern.
Die Delegierten und Vorstandskollegen zollten Dr. Gerhard Bronner allseits großen Respekt für sein uneingeschränktes Engagement und die von großer Sachkunde und von Dialogbereitschaft geprägte Leitung des Dachverbandes. Er sei Impulsgeber und Brückenbauer und habe mit Herzblut inhaltlich viel bewegt und vorangetrieben, vor allem auch zum Thema Artenkenntnis, das dem LNV-Vorsitzenden besonders am Herzen liegt.
In seinem Rechenschaftsbericht für das Jahr 2020 griff der LNV-Vorsitzende Themen des umfangreichen LNV-Jahresberichts 2020 auf und betonte die enorme Leistung der vielen Ehrenamtlichen im LNV und auch der LNV-Geschäftsstelle. Auch 2020 hatte der LNV in dutzenden Gremien mitgearbeitet und hunderte Termine wahrgenommen. Es wurden weit über 700 Stellungnahmen zu naturschutzrelevanten Projekten, Planungen, Bebauungsplänen und Gesetzesvorhaben abgegeben. „Wir kümmern uns um Strukturen und Rahmenbedingungen des Naturschutzes“, charakterisierte Bronner die Schwerpunkte der LNV-Arbeit. Zu den großen Erfolgen zählt er die beiden Projekte STEiN (Stärkung des Ehrenamts im Naturschutz) sowie die Initiative Artenkenntnis mit Youth in Nature (YiN). Er dankt für die Förderung von StEiN und YiN durch das Umweltministerium BW. Die Initiative Artenkenntnis steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Download: LNV-Jahresbericht 2020 mit dem Bericht des Vorsitzenden
Download: Foto Dr. Gerhard Bronner
Einstimmige Zustimmung der Delegierten fand auch eine Satzungsänderung, um auch künftig online-Versammlungen durchführen zu können und den LNV damit pandemiesicherer zu machen.
LNV-Ehrennadel für fünf verdiente Naturschützerinnen und Naturschützer
Bei der Mitgliederversammlung kündigte LNV-Vorsitzender Gerhard Bronner die Auszeichnung von fünf herausragenden Persönlichkeiten für ihre außergewöhnlichen Verdienste im Natur- und Umweltschutz an. Pandemiebedingt muss die Übergabe und ausführliche Würdigung in getrennten Veranstaltungen erfolgen:
Konrad Baumer aus Vogtburg war fast 50 Jahre Naturschutzwart im Schwarzwaldverein und hat in unzähligen Streifengängen die Naturschutzgebiete Badberg und Haselschacher Buck betreut und überwacht. Zu seinen vielen weiteren Aktivitäten zählen die Mitarbeit an Pflegekonzepten, an Besucherlenkungskonzepten und an Informationstafeln. Und dies ist nur ein kleiner Auszug seiner verdienstvollen Arbeit.
Dr. Dieter Hassler aus Kraichtal war von Mai 1994 bis Juli 2005 Sprecher des LNV-AK Karlsruhe. 1982 ist er Mitbegründer der AGNUS Bruchsal e. V. und bis 2004 deren stellvertretender Vorsitzender. 1990 bis 1994 ist er Vorsitzender des BUND RV Mittlerer Oberrhein. Zu seinen großen Erfolgen zählt u. a. die Verhinderung der B 35 Ost, die das letzte unzerschnittene Gebiet nordöstlich von Bruchsal mit Obstwiesen und vielen anderen Biotopen zerstört hätte.
Dr. Michael Hassler aus Bruchsal war von 1991-2000 LNV-Vorsitzender und führte den LNV mit vielen neuen Impulsen durch eine umwelt- und verbändepolitisch herausfordernde Zeit. Neben seinem engagierten Einsatz für den Schutz der Natur ist der jetzige Vorsitzende der AGNUS Bruchsal e. V. Initiator und Mitautor zahlreicher Publikationen, etwa über Hohlwege im Kraichgau, über Wässerwiesen und nicht zuletzt eines umfassenden Bandes über Rüsselkäfer.
Hanspeter Pfeiffer aus Aalen leitet den LNV-AK Ostalbkreis/Aalen seit 2002 als Sprecher. Er war Stellvertreter der LNV-AK im Regierungsbezirk Stuttgart im LNV-Vorstand von 2004 – 2008, ist Gründungsmitglied des BUND Ostalbkreis und seit 1982 entweder Vorsitzender oder Stellvertreter des BUND-OV Aalen. Zu seinen vielen Aktivitäten zählen mindestens 500 Stellungnahmen zu Eingriffsverfahren und die regelmäßigen Artenschutzwochen im Ostalbkreis, die er wesentlich mitorganisiert.
Annette Schade-Michl aus Zuffenhausen. Beispielhaft für die vielen und andauernden Aktivitäten der unermüdlich engagierten Naturschützerin ist die Gründung der Schutzgemeinschaft Krailenshalde gemeinsam mit Ehemann Joseph Michl im Jahr 1987, um das Landschaftsschutzgebiet „Krailenshalde“ in Stuttgart-Feuerbach vor einer Stadtautobahn zu schützen. Die Straße wurde nie gebaut. Devise von Frau Schade-Michl ist: kein Gutachten ist ohne Fehler – und den findet sie.
Zwei neue Mitgliedsverbände
Mit einstimmiger Zustimmung beschlossen die Delegierten die Aufnahme von zwei sehr aktiven Verbänden in den LNV:
Auerhuhn im Schwarzwald e. V.: Der 2019 gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt die zentrale Anlaufstelle für Waldbesitzende, Försterinnen und Förster, Jagdausübende, Naturschützende und alle, die sich gerne in den Auerhuhnwäldern des Schwarzwalds aufhalten, zu sein.
Naturnahe Weidelandschaften e. V.: Der Verein sieht den Schlüssel zur Biodiversität in der naturnahen Beweidung. 2017 gegründet, setzt er sich dafür ein die großflächige und extensive Beweidung mit großen Pflanzenfressern, z. B. in Form der „Wilden Weiden“, als zentrale Strategie für den Schutz von Natur und Landschaft wieder in Politik und Gesellschaft zu verankern.
Neues zur Artenkenntnis: Initiative „Integrative Taxonomie“ des Landes und LNV-Initiative Artenkenntnis
Über eine Videoaufzeichnung stellte Dr. Daniel Baumgärtner von der Umweltakademie Baden-Württemberg die Struktur, Arbeitsweise und Zielsetzung der Initiative „Integrative Taxonomie“ des Landes Baden-Württemberg vor. Im November 2019 von Ministerpräsident Kretschmann gestartet, will das Land mit dieser Initiative die Fachexpertise zur Artenvielfalt im Land stärken und weiterentwickeln. Sie besteht aus den Säulen Forschung und Lehre sowie Fort- und Weiterbildung. Die artenbezogene Biodiversitätsforschung wird von der Universität Hohenheim und dem Naturkundemuseum Stuttgart umgesetzt; für den Bereich Fort- und Weiterbildung wurde die Umweltakademie Baden-Württemberg finanziell in die Lage versetzt, ihr Angebot zu erweitern.
Fast zeitgleich zum Start der Landesinitiative rief der LNV seine Initiative Artenkenntnis aus, für die Ministerpräsident Kretschmann als Schirmherr gewonnen werden konnte. Prof. Dr. Albert Reif (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) erläuterte, die LNV- Initiative sei aus der großen Sorge um das schwindende Artenwissen und die zunehmend fehlenden Expertinnen und Experten entstanden. Als Ansatzpunkte nannte er insbesondere die Hochschulen und Universitäten sowie die Schulen und Lehrkräfte. Zielsetzung ist hier, dass taxonomische Lehrinhalte vermehrt Einzug in die entsprechenden Studiengänge erhalten, Themen der organismischen Biologie in der Schule gestärkt werden und entsprechende Netzwerke geknüpft werden. Hierzu ist der LNV mit verschiedenen Stellen im Gespräch. Gleichzeitig wird der LNV im Rahmen seines Projekts „Stärkung des Ehrenamts im Naturschutz“ (STEiN) Fortbildungsveranstaltungen zur Vertiefung des Artenwissens für im Naturschutz Aktive anbieten.
Ziel: Aus Interesse wird Passion
Das im Rahmen der Initiative Artenkenntnis konzipierte Jugendprojekt „Youth in Nature“ stellte die Projektkoordinatorin Kathrin Schlecht vor. Rund 90 naturinteressierte Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren aus ganz Baden-Württemberg nehmen daran teil. In fünf Regionalgruppen (Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart-Nord, Stuttgart-Süd, Tübingen) können sie seit Beginn des Schuljahrs 2020/2021 über zwei Schuljahre bei insgesamt 13 Exkursionstagen ihr Artenwissen vertiefen und erweitern. Begleitet werden sie von einer festen Gruppenleitung und von Expert*innen, die das Wissen zu den jeweils behandelten Artengruppen vermitteln und wissenschaftliche Methoden vorstellen. Das Ziel lautet: Aus Interesse wird Passion. Dass dies gelingen kann, verdeutlichen zwei Jugendliche im Interview, die ihr Interesse an verschiedenen Arten und dem ökologischen Gefüge insgesamt beeindruckend beschreiben – und die Freude, an so einem Projekt teilnehmen zu können. Da Exkursionen in der Gruppe pandemiebedingt derzeit nicht stattfinden dürfen, bietet der LNV seit Dezember des vergangenen Jahres monatliche Online-Veranstaltungen an.