Exkursion im Rahmen des landesweiten Projekts Youth in Nature
Eine Gruppe Jugendlicher hat am Sonntag (3.7.2022) in der Flutmulde bei Gottenheim zusammen mit dem Libellenexperten Dr. Holger Hunger mit großem Interesse Libellen erforscht. Die Exkursion war Teil des Projekts „Youth in Nature“, das der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) 2020 gestartet hat, um Jugendliche für die Natur zu begeistern und als Artenkennerinnen und Artenkenner von morgen zu gewinnen.
Der abnehmenden Artenkenntnis entgegenwirken
In Baden-Württemberg sind 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten gefährdet, so LNV-Vorsitzender Dr. Gerhard Bronner, der ebenfalls an der Exkursion teilnahm. Sorgen macht ihm aber auch die abnehmende Artenkenntnis. „Was ich nicht kenne, kann ich nicht vermissen und erst recht nicht schützen“, so Bronner. „Kinder und Jugendliche für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie spannende ökologische Zusammenhänge zu begeistern, halte ich daher für eine elementare Zukunftsaufgabe. Initiativen wie Youth in Nature leisten dabei einen wichtigen Beitrag.“
Eintauchen in die Welt der Libellen
Um die Libellen bestimmen zu können, mussten sie zuerst mit Käschern gefangen werden. Hierzu hatte die Naturschutzbehörde ihre Zustimmung gegeben. Mit Lupe und Bestimmungsbuch konnten elf Arten bestimmt werden, darunter der Kleine Blaupfeil, die Federlibelle und die streng geschützte Rote Liste-Art Helm-Azurjungfer. Die Tiere wurden anschließend wieder freigelassen.
Libellenexperte Dr. Holger Hunger leitete die Exkursion
Unterstützt von der pädagogischen Begleiterin Gabriele Lebender erläuterte der Libellenexperte Dr. Holger Hunger die Welt der Libellen. Die Jugendlichen lernten, Groß- von Kleinlibellen zu unterscheiden und erfuhren viel über die Lebensweise der Libellen. Etwa die Hälfte der 76 heimischen Arten steht auf der Roten Liste. „Die Lage ist dramatisch – leider nicht nur bei den Libellen, sagte der LNV-Vorsitzende Gerhard Bronner. „Umso wichtiger ist, dass es auch in Zukunft Menschen gibt, die sich mit den verschiedenen Arten auskennen und etwas für ihren Schutz tun können. Doch genau an solchen Menschen mangelt es inzwischen. Artenkenner gehören leider selbst schon auf die Rote Liste. Mit „Youth in Nature“ wollen wir gegensteuern.“
Arten-Expert/innen für morgen
Dass dieses Konzept aufgeht, bestätigt Gabriele Lebender, die die Freiburger “Youth in Nature”-Gruppe leitet: „Das Projekt ist eine einzigartige Chance für die Jugendlichen. Sie sind super engagagiert dabei und ich bin mir sicher: Einige werden unsere Expertinnen und Experten von morgen sein.“ Die Jugendlichen wurden von ihren Lehrern oder Verwandten auf das über zwei Jahre laufende Projekt hingewiesen. Neben Libellen gab es Exkursionen zu Vögeln und Fledermäusen. Bei einer zweitägigen Exkursion ins Donautal lernten die Teilnehmenden unter anderem, wie die Landwirtschaft die Artenvielfalt beeinflusst. Sie konnten sich mit Landwirten austauschen, die besonders naturschutzfreundlich wirtschaften.
Über Youth in Nature
Knapp 100 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren erforschen auf mehreren ein- oder zweitägigen Exkursionen verschiedene Tier- und Pflanzengruppen wie Vögel, Fledermäuse und Reptilien – angeleitet von den besten Artenkennerinnen und -kennern Baden-Württembergs. Projektgruppen gibt es rund um Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen und Freiburg. Die Teilnehmenden lernen die Arbeitsmethoden der Profis kennen, erhalten Einblicke in die Naturfotografie und nutzen moderne Medien und Apps zur Bestimmung und Dokumentation von Tieren und Pflanzen.
„Youth in Nature“ ist Teil der „Initiative Artenkenntnis“ des LNV, deren Schirmherr Ministerpräsident Kretschmann ist. Das Programm läuft bis 2022 und wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert.
Pressemitteilung zum download: Jugendliche erkunden die Welt der Libellen in Gottenheim