Mobilitätsgipfel: Straßenbau verschärft Verkehrsprobleme

LNV: Mobilitätsgipfel weist in die richtige Richtung, springt aber zu kurz

Zumeldung zur PM des Staatsministeriums Nr. 144/2015

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e. V. (LNV) begrüßt, dass der vom Land einberufene Mobilitätsgipfel für die Region Stuttgart die Weichen in Richtung nachhaltiger und umweltverträgliche Mobilität umstellen möchte. Stuttgart habe aber im Vergleich zu anderen Metropolen wie München, Freiburg und Zürich noch einen besonders weiten Weg vor sich, stellt der Dachverband der baden-württembergischen Natur- und Umweltschutzverbände fest.

Hierzu gehöre in erster Linie die Förderung des Umweltverbundes und damit der nicht motorisierten Verkehrsarten sowie der öffentlichen Verkehrsmittel. Hier gibt der Mobilitätsgipfel wichtige Impulse. „Wir hätten uns allerdings deutlichere Signale ge-wünscht, dass sich Mobilität nicht in zurückgelegter Strecke misst. Mobilität ist viel-mehr die Möglichkeit für Bürger/innen, ihre Bedürfnisse in angemessener Zeit an erreichbaren Orten befriedigen zu können“, betont der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner. Entscheidend sei angesichts des starken Verkehrsaufkommens um Stutt-gart und der hohen Belastung durch Abgase und Lärm, Mobilität künftig mit weniger motorisiertem Verkehr zu gewährleisten. Die Erhöhung der Kapazitäten des Stra-ßennetzes zur Staubekämpfung sieht der LNV demzufolge nicht als sinnvolle Lö-sung an.

Als besonders problematisch bezeichnen die Naturschützer zum Beispiel den ge-planten Aus- und Neubau der B10 östlich und westlich von Stuttgart, durch den der Verkehr in Stuttgart weiter zunehmen würde. In Stuttgart können aber heute schon die Grenzwerte nicht eingehalten werden. „Stuttgart braucht deutlich weniger motorisierten Verkehr, nicht noch mehr. Dies gilt auch für andere Kommunen, “ unterstreicht der LNV-Chef. Bestärkt sieht sich der LNV durch die Ausführungen des Verkehrswissenschaftlers Prof. Friedrich, der belegte, dass diese Reisezeit im Pkw selbst mit Stau noch geringer ist als im öffentlichen Verkehr. In dieser Situation seien Maßnahmen, die den Autoverkehr noch konkurrenzfähiger machen, nicht zielführend.

Positiv sieht der LNV dagegen die Idee, durch Nutzung digitaler Medien die vorhan-denen Kapazitäten besser auszunutzen. „Wenn es durch Vermittlungsplattformen gelingt, die Besetzung von Pendlerfahrzeugen von derzeit 1,2 zu steigern, ließe sich dieselbe Mobilität mit einem geringeren Verkehrsaufkommens gewährleisten.“ so Bronner. Hierfür braucht es jedoch weiterer, auch finanzielle Steuerungsinstru-mente. Für bedenkenswert hält Bronner die auf dem Mobilitätsgipfel von Ministerpräsident Kretschmann geäußerte Idee, eine satellitengestützte Maut auf dem gesamten Straßennetz einzuführen.
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