In einem Brief an die Landräte in Südwürttemberg übt der Landesnaturschutzverband heftige Kritik daran, dass diese die Zielvereinbarung zum Flächensparen aufkündigen wollen. Mit dieser Zielvereinbarung sollte erreicht werden, dass die Landkreise als Genehmigungsbehörde für Flächennutzungspläne die Zunahme der Siedlungsflächen auf das notwendige Maß beschränken. Der weiter galoppierende Flächenverbrauch ist nach Ansicht von Reiner Ehret, dem Vorsitzenden des Naturschutz-Dachverbandes, der 530.000 Mitglieder vertritt, eines der größten Umweltprobleme im Land. Sieben Hektar werden täglich im Land neu überbaut und das trotz stagnierender Bevölkerungszahlen.
„Statt immer neue Bauflächen – allzu oft hinein in intakte Naturräume – zu erschließen, sollten die Gemeinden vor allem im ländlichen Raum mehr für die Revitalisierung von Baulücken und Brachflächen tun“, so Ehret. Vielerorts veröden Ortskerne, während am Ortsrand Baugebiete sprießen. Deren Infrastruktur muss auch bei abnehmender Bevölkerung künftig erhalten werden und belastet die kommunalen Haushalte.
Während man in Ballungsräumen mittlerweile mehr auf die Eindämmung des Flächenverbrauchs achtet und manche Landräte dort engagiert handeln, wird das Thema bei sehr vielen Bürgermeistern im ländlichen Raum noch gar nicht als Problem wahrgenommen oder schlicht verdrängt.
Wenn die Landräte so stark unter dem Druck uneinsichtiger expansionswilliger Bürgermeister stehen, so möge doch das Land endlich den Koalitionsvertrag umsetzen und die Zuständigkeit für die Genehmigung von Flächennutzungsplänen vollständig auf die Regierungspräsidien übertragen, fordert der Chef des Landesnaturschutzverbandes. „Solange dies noch nicht erfolgt ist,“ kündigt der LNV-Vorsitzende in seinem Brief an die Landräte an, „ werden wir ihre Genehmigungspraxis mit Argusaugen beobachten und bei Bedarf auch Einsprüche einlegen“.