Landesnaturschutzverband zum Flächenverbrauch:
Die Richtung stimmt, aber das Ziel ist noch fern
Der LNV – Dachverband von 34 Naturschutzvereinen mit insgesamt 654.000 Mitgliedern – anerkennt die Leistung der Landesregierung bei der Reduktion des Flächenverbrauchs. 5,3 ha pro Tag neuer Siedlungsfläche gegenüber bis zu 8 ha vor einigen Jahren sind ein deutlicher Erfolg, wenn auch noch weit über den angestrebten 2-3 ha pro Tag. „Entscheidend waren die strengeren Vorgaben der Landesregierung für den Bedarfsnachweis an Wohnbauland“, meint LNV-Vorsitzender Dr. Gerhard Bronner. Was zu einem Aufschrei der Bürgermeister geführt hat, wirkt in der Praxis.
Wirklich konsequent wird dies dort angewendet, wo die Regierungspräsidien Flächennutzungspläne genehmigen. Landratsämter – kontrolliert durch Bürgermeister dominierte Kreistage – tun sich da deutlich schwerer. Dazu Bronner: „Wir Naturschützer unterstützen das Ziel der Landesregierung, die Genehmigungszuständigkeit vollständig auf die Regierungspräsidien zu übertragen, und bedauern, dass es in dieser Legislaturperiode nicht geklappt hat.“
Noch völlig ungelöst ist das viel größere Problem der luxurierenden Gewerbeflächen. Sie machen mittlerweile einen viel größeren Teil der neuen Siedlungsfläche aus als die Wohnflächen. Bei Dumpingpreisen von manchmal unter 30 € pro qm Bauland im ländlichen Raum haben Firmen keinerlei Anreiz, sparsam mit Fläche umzugehen. Und so werden großzügig Reserveflächen eingeplant, es wird einstöckig gebaut und es werden große Parkplätze geschaffen. Jüngst hat der LNV in einer Untersuchung über 4 Landkreise belegt, dass rund 200 ha Gewerbefläche hätten eingespart werden können, wenn man statt ebenerdiger Großparkplätze Parkhäuser gebaut hätte. Die rentieren sich aber nicht bei nur zweistelligen Baulandpreisen.
Gewerbegebiete entziehen nicht nur der Landwirtschaft Flächen, sondern verunstalten auch unser Land wie nichts sonst. In einer Untersuchung der Universität Stuttgart zur Wahrnehmung von Landschaften wurde belegt, dass sie generell als hässlich wahrgenommen werden – weitaus mehr als die vielzitierten Windkraftanlagen.
LNV-Chef Bronner fordert das Land auf, analog zu den Wohnflächen auch bei den Gewerbeflächen strengere Vorgaben zu machen, die eine Mengensteuerung und -reduktion erlauben. Bisher profitieren die Kommunen am stärksten, die im Konkurrenzkampf am rücksichtslosesten Gewerbeflächen ausweisen. Stattdessen müssen Anreize für Kommunen mit dem Ziel zu kooperieren geschaffen werden, auf bestehende Flächenpotenziale zurückzugreifen und Neuausweisung zu begrenzen. Das wurde in der Region Neckar-Alb mit dem Projekt REGENA versucht, was aber letztlich am Egoismus einer Gemeinde gescheitert ist.