Wie Klimakrise und Landnutzung den Wasserhaushalt gefährden
Pressemitteilung vom 19.12.2024
Witterungsextreme bringen Dürren und Hochwasser im Wechsel / mehr Wasserrückhalt in der Landschaft gefordert
Wie lässt sich der Wasserhaushalt in der Landschaft angesichts der Klimakrise stabilisieren? Diese zentrale Frage haben Expert*innen aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis auf dem „Zukunftsforum Naturschutz“ des Landesnaturschutzverbands Baden-Württemberg (LNV) am Samstag (7.12.24) in Stuttgart diskutiert. Die Tagung zeigte eindrücklich: Dürren und Starkregen nehmen zu – und der hohe Flächenverbrauch verschärft die Situation. Mit über 220 Teilnehmenden war die Tagung ausgebucht.
natürliche Wasserrückhaltung nimmt ab
Neben der Klimakrise mit zunehmenden Witterungsextremen wirken sich vor allem Veränderungen in den Landschaften negativ auf den Wasserhaushalt aus. Das zeigten die Referierenden in ihren Vorträgen eindrücklich auf. Wo ursprünglich Flüsse in weiten Schleifen mäanderten, Urwälder Wasser speicherten, intakte Moore und Feuchtgebiete Starkregen abfederten und Niederschläge flächendeckend versickern konnten, muss sich das Wasser heute andere Wege suchen.
versiegelte Flächen speichern kein Wasser
Bebaute Flächen und verdichtete Böden unter Äckern, Wiesen und Wäldern nehmen wenig Wasser auf und lassen Niederschläge rasch abfließen. Ausgebaute Flüsse und Bäche schaffen das Wasser zwar zügig aus der Landschaft, sie sind Starkregen aber oft nicht gewachsen. Die Folge: Kräftige Niederschläge verursachen Hochwasser. Zugleich führt Regenarmut schnell zu Dürren – aus den gleichen Gründen. Denn in den Landschaften ist zu wenig Wasser gespeichert, um in regenarmen Zeiten zur Verfügung zu stehen.
LNV fordert mehr Wasserrückhalt in der Landschaft
„Neben einem wirksamen Klimaschutz brauchen wir dringend Landschaften, die dezentral wieder mehr Wasser aufnehmen“, lautete daher das Fazit des LNV-Vorsitzenden Dr. Gerhard Bronner. Er mahnte insbesondere die schnelle Senkung des Flächenverbrauchs an. „Wo wir Böden durch Asphalt und Beton versiegeln, versickert kein Wasser mehr. Stattdessen rauscht es in einer Welle ins nächste Gewässer, verursacht schlimmstenfalls Hochwasser und ist für die nächste Trockenperiode verloren. Im Zuge der Klimakrise können wir uns das nicht länger leisten.“
Zahlreiche Beispiele für Wasserrückhaltung
Die Referierenden zeigten auf, dass Maßnahmen aus zahlreichen Handlungsfeldern erforderlich sind, um den Wasserhaushalt zu verbessern. Johanna Kunzendorff von der Stadt Mannheim präsentierte beispielsweise das Konzept der Schwammstadt, die Regenwasser speichert und so vor Hochwasser schützt. Dr. Heike Puhlmann von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg stellte Maßnahmen vor, die die Schwammfunktion von Wäldern stärken, Erosion mindern und die Wasserversorgung auch in Trockenzeiten sichern. Dr. Norbert Billen von „terra fusca Ingenieure“ referierte, wie der Wasserhaushalt in Agrarlandschaften etwa durch reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau und Ackerrandstreifen verbessert werden kann.
Einfluss auf die Trinkwasserversorgung
Auch die Trinkwasserversorgung hängt von einem intakten Wasserhaushalt ab. Prof. Frieder Haakh von der Landeswasserversorgung Stuttgart betonte die Bedeutung eines robusten Verbundsystems, um die Versorgung zu sichern. Sie sei nicht nur durch Trockenphasen gefährdet, sondern mehr noch durch Starkregenereignisse und Hochwässer.
Zusammenarbeit notwendig
Britta-Antje Behm vom Umweltministerium Baden-Württemberg unterstrich, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Land, Kommunen, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Bürger*innen unerlässlich sei, um die Wasserressourcen langfristig zu schützen.
Veranstalter : Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg als Dachverband der Natur- und Umweltschutzverbände im Südwesten sowie das Evangelische Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart.
Weitere Infos zum LNV-Zukunftsforum Naturschutz 2024