Am 08. November fand in der alten Kanzlei der Parlamentarische Abend des LNV unter dem Titel „Artenkenntnisse verzweifelt gesucht! Für eine Zukunft, in der es noch duftet, brummt und zwitschert“ mit 27 Abgeordneten statt. Mit von der Partie waren auch Minister Peter Hauk für das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz und Ministerin Thekla Walker für das Ministerium für Umwelt, Klima- und Energiewirtschaft, die auch das Grußwort sprach. Sie betonte darin, dass wir inzwischen alle die globale Klimakrise sehr ernsthaft und konkret wahrnehmen, eine zweite Krise sich aber leiser, dafür aber nicht weniger bedrohlich zeigt: der Verlust der biologischen Vielfalt. Arten verschwinden in einem nie dagewesenen Ausmaß und viele davon leider völlig unbemerkt. Denn neben dem Aussterben von Arten gibt es auch ein Aussterben der Artenkennerinnen und -kenner.“
Im anschließenden Gespräch zwischen Dr. Gerhard Bronner, Vorsitzender des LNV, Michael Eick, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz BW und der Ministerin wurde deutlich, dass das Interesse an der Natur und unserer Umwelt entweder im Kindesalter oder dann zu Beginn des Studiums an nachhaltigsten geweckt werden kann, es dafür aber eine Art „Role Model“ braucht, das Begeisterung für das Thema weckt und Motivator ist. Bestimmungsbücher und Apps können immer nur Ergänzung sein. Es braucht Menschen, die raus in die Natur gehen und dort direkt Kenntnisse vermitteln, Erfahrungen ermöglichen und die eigene Begeisterung weitergeben.
Die Umweltakademie hat inzwischen eine Reihe von Kursen zur Artenkenntnis im Programm und die Nachfrage sei sehr hoch. Auf Gerhard Bronners Frage, warum die Hochschulen das Thema Taxonomie und Artenkenntnisse so sträflich vernachlässigt hätten antwortete Ministerin Walker: „Das war ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen zurückdrehen lässt. Man hat in den letzten Jahren andere wissenschaftliche Schwerpunkte gesetzt. Die Landesregierung versucht hier mit der „Landesinitiative Taxonomie“ gegenzusteuern, in der 5 feste Stellen neu eingerichtet wurden.“
Auf die Frage an Gerhard Bronner, was er denn noch für wichtig erachten würde, antwortete dieser: „Der LNV würde sich mehr Kurse für Ehrenamtliche wünschen und er freut sich zu hören, das hier das Seminarangebot der Umweltakademie erweitert wird.“ Er berichtet auf Nachfrage der Ministerin begeistert über das LNV-Projekt „Youth in Nature“, in dem inzwischen mehr als 200 Jugendliche angesprochen wurden und denen mit Exkursionen mit Experten ein hochwertiges Angebot gemacht werden konnte.
Michael Eick fasst zum Ende zusammen: „Die Vermittlung von Kenntnissen kann nur gelingen, wenn Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden zwischen Menschen und Natur „live und in Farbe“, und Ministerin Walker bestätigt:“ In der Naturpädagogik sind Erfahrungen ganz entscheidend, auch um einen emotionalen Bezug zu Lebewesen herzustellen. Es ist eben etwas anderes einen Käfer auf der Hand zu spüren als ihn nur auf einem Bild oder einer App anzuschauen“.
Im Wissensquiz “ Artenkenntnisse gesucht“ konnten die Abgeordneten ihr Wissen testen und wurden auf eine aktuelle Studie aufmerksam gemacht, die zutage brachte, dass nur 0,5% der befragten 1003 Erwachsenen die wichtigsten 15 deutschen Vogelarten eindeutig bestimmen konnten. Abschließend brachten Gabriele Rolland für die AG NaturFreunde in Baden-Württemberg und Dr. Eberhard Aldinger für den Schwarzwaldverein ein lebhaftes Plädoyer für die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an die Natur durch Naturerlebnisse und erzählten begeistert aus ihren eigenen Erfahrungen als Führer und Führerin von Kinder- und Jugendgruppen.