Ja zu Freiflächensolaranlagen, Stromimporten und Windparks
Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) hat ein neues Positions- und Forderungspapier zur Energie- und Klimawende veröffentlicht. Darin mahnt er insbesondere größere Fortschritte bei Energieeffizienz und -suffizienz an, lehnt Freiflächensolaranlagen nicht mehr generell ab und spricht sich für den Bau von Windrädern an den naturverträglichsten Standorten aus – etwa gebündelt in Windparks. Der LNV distanziert sich vom Ziel der Energieautarkie und zeigt sich offen für die Abscheidung von Kohlendioxyd.
„Es tut sich zu wenig in den Bereichen Suffizienz, Effizient und Mobilität“, moniert der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner. „Wenn es uns nicht endlich gelingt, auch hier echte Fortschritte zu machen, wird die Energiewende nicht gelingen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein Erfolg, aber alleine nicht genug.“
Ausbau der erneuerbaren Energien mit klaren Kriterien
Effektivität und Naturverträglichkeit sind für den LNV die zentralen Kriterien beim Ausbau der regenerativen Energien. Größeren Wert als andere misst der LNV zudem dem Landschaftsbild zu. „Größere Windparks an den richtigen Stellen sind meist verträglicher als viele Einzelanlagen, die Brutgebiete und Natura 2000-Flächen beeinträchtigen. In diesem Punkt wäre Baden-Württemberg gut beraten, der Linie anderer Bundesländer zu folgen“, sagt der LNV-Chef. Die Zuständigkeit für die Planung der Windkraft gehört aus seiner Sicht auf die regionale statt auf die kommunale Ebene. Auch hier sollte das Land umsteuern.
Kritischer Blick auf Biomasse und Wasserkraft
Obwohl der LNV in seinem neuen Positionspapier Freiflächensolaranlagen nicht mehr generell ablehnt, sollte dennoch primär auf Gebäuden, Parkplätzen und ähnlichen vorbelasteten Flächen zugebaut werden. Dem Anbau von Biomasse zur Energiegewinnung steht der LNV dagegen kritisch gegenüber. Er verstärke die Intensivierung der Landwirtschaft und richte so immense ökologische Schäden an. Auch bei der Wasserkraft rät der Dachverband der Naturschutzverbände zur Zurückhaltung und lehnt neue Anlagen an unverbauten Flussabschnitten ab.
Offen für Energieimporte …
Als sekundär bezeichnet der LNV die Ziele der Politik zu Dezentralität und Energieautarkie. Vordringliches Anliegen müsse es sein, die Energiewende insgesamt zu schaffen, und nicht einzelne Kommunen, Länder oder Staaten zu Selbstversorgern zu machen. „Ja, wir halten Energieimporte auch in großem Maßstab für notwendig – etwa in Form von Solarstrom aus Nordafrika wie bei der früheren Initiative Desertec oder als grüner Wasserstoff“, sagt der LNV-Chef.
… und CO2-Abscheidung
Offen ist der LNV auch für die Abscheidung von CO2 bei Verbrennungsprozessen. Obwohl Kohlekraftwerke mittelfristig abgeschaltet würden, blieben die Emissionen etwa von Zementwerken fatal hoch. Die Abscheidung von Kohlenstoff könne hier eine langfristige Perspektive bieten. Wesentlich sinnvoller als die Verpressung im Untergrund (CCS – Carbon Capture and Storage) sei dabei die stoffliche Verwendung oder die Herstellung von Energieträgern aus dem abgeschiedenen Kohlenstoff (CCU – Carbon Capture and Utilization).
Das Positionspapier ist unter https://lnv-bw.de/wp-content/uploads/2021/02/LNV-Energieposition-2021.pdf als PDF abrufbar.
LNV-PM zum herunterladen: LNV-PM: LNV mit neuer Energieposition