Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) hat bei seiner Mitgliederversammlung am Samstag, 13.04.2019 in Stuttgart Gunter Kaufmann für besondere Verdienste im Natur- und Umweltschutz mit der LNV-Ehrennadel gewürdigt.
Die Laudation für Gunter Kaufmann sprach der Leiter des Umweltzentrums Rastatt, Martin Klatt. Die Naturschutz-Heimat von Gunter Kaufmann liegt bei den NaturFreunden, die um 1900 aus der Arbeiterbewegung hervorgegangen sind und sich, eng verknüpft mit der Sozialdemokratie, sozusagen als „grüne Rote“ definieren. Auch für Gunter Kaufmann ge-hören die soziale Emanzipation und der Schutz der Natur untrennbar zusammen. Die Nachhaltigkeit mit den drei Säulen der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Zukunftsfähigkeit war als Leitmotiv im Wirken von Gunter Kaufmann unübersehbar, ob als SPD-Stadtrat und Fraktionsvorsitzender in Rastatt, im Kreisrat, im Regionalverband oder im baden-württembergischen Landtag, dem er von 2001 bis 2011 angehörte.
Auch die Natur- und Umweltschutz-Arbeit von Gunter Kaufmann war nie vom politischen Engagement zu trennen. Er bearbeitete als Sprecher des LNV-AK Rastatt / Baden-Baden etliche Themen von landesweiter Bedeutung und verstand es mit diplomatischem Geschick die aktiven Umweltvereine auch in schwierigen Zeiten unter einem Dach zu halten. Und nicht zufällig installierte er ein gemeinsames Umweltzentrum von LNV und NABU in Rastatt.
Eines der Schwerpunkte des Naturschützers Gunter Kaufmann war und ist wieder die Daimleransiedlung bei Rastatt, die mit schwerwiegenden Eingriffen in die Rheinauen verbunden war. Verhindern ließ sich das Werk nicht, aber nach zähen Verhandlungen gelang es ihm mit seinen Mitstreitern, ein umfangreiches Paket der Schadensbegrenzung festzulegen, das 1987 als „Rastatter Vereinbarung“ bekannt wurde und in Folge im De-zember 1999 die Umweltstiftung Rastatt begründete. Mit den aktuellen Daimler-Plänen zur Werkserweiterung, die ursprünglich schwere Eingriffen in die 1987 festgelegte Schutzgebietskulisse vorsahen, erlebte Gunter Kaufmann gewissermaßen sein Déjà-vu und fand sich als einer der Väter der Rastatter Vereinbarung von 1987 wieder mitten im Geschehen. Als bisheriger Erfolg darf gewertet werden, dass der Eingriff erheblich reduziert wurde und eine Straßenplanung vom Tisch ist.
Zu den weiteren Schwerpunkten von Gunter Kaufmann zählte das Integrierte Rheinprogramm (IRP) mit seiner Abkehr von wenigen, technisch geprägten Retentionsbecken hin zu 13 großflächigen Überflutungsräumen, um eine Hochwasserkatastrophe unterhalb der Staustufe Iffezheim zu verhindern. Durch regelmäßiges Fluten dieser Räume auch außer-halt der eigentlichen Hochflutfälle (ökologische Flutungen), sollen die bis dato eingedeichten Auenwälder allmählich auf eine Überflutung vorbereitet werden. Wegen der zu Tage tretenden Konflikte, die Laudator Martin Klatt teilweise als kommunale Egoismen brand-markte, versuchte Kaufmann den Dialog zwischen den Rheinanliegern zu fördern und forderte die Solidargemeinschaft am Rhein ein.
Der Fortbestand des WWF-Auen-Institut in Rastatt, das Engagement bei der Schadensmi-nimierung beim Dioxinskandal der ehemaligen Metallhütte Fahlbusch Anfang der 1990er Jahre und der Belastung mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) auf landwirt-schaftlich genutzten Böden in den Kreisen Rastatt und Baden-Baden sind nur einige Stichworte für das weitere Umweltengagement von Gunter Kaufmann. Wobei die letzt-genannten Fälle zeigen, wie wichtig vorausschauender Umweltschutz ist, und wie immens teuer eine spätere Reparatur ist.
Nun mehr im „Unruhestand“, aber nach wie vor in aktivem Einsatz für Natur und Umwelt findet Gunter Kaufmann endlich Zeit, sich der Naturfotografie und ausgerechnet den Schmetterlingen zu widmen. Denn die eigentlichen Lieblingstiere des zu Ehrenden sind, verrät Martin Klatt, passender Weise, die Elefanten.
In seiner Dankesrede wundert sich der so gewürdigte Gunter Kaufmann selbst über die vielen Herausforderungen der letzten Jahre. Er hatte damals durch seine politische Arbeit zum Naturschutz gefunden und dessen Bedeutung erkannt. Gunter Kaufmann dankt für die Laudation und die Auszeichnung und wird sich solange es ihm möglich ist weiter für den Naturschutz und die Nachhaltigkeit einsetzen.
Der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner überreichte Professor i. R. Gunter Kaufmann die Ehrennadel des LNV mit Urkunde und dankte für dessen herausragende Leistung für den Natur- und Artenschutz und für den LNV.
Hintergrundinfos:
Gunter Kaufmann war LNV-Vorstandsmitglied von 1991 bis 1996, LNV-Sprecher für Ras-tatt vom 1979 bis 2001 und von 2000 bis 2016 LNV-Referent für Neue Medien.
Im Januar 2019 wurde Gunter Kaufmann die Ehrenbürgerschaft der Stadt Rastatt verliehen.
größeres Foto: Verleihung LNV-Ehrennadel an Gunter Kaufmann