LNV-Mitgliederversammlung beschließt:
Landesnaturschutzverband öffnet sich für Fördermitglieder
Außerdem: Verleihung der LNV-Ehrennadel an zwei herausragende Naturschützer und Vortrag „Die Zukunft liegt innen“
Bei der Mitgliederversammlung des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg (LNV), Dachverband von 34 Naturschutzverbänden mit über 540.000 Mitgliedern, stand vergangenen Samstag unter anderem eine Satzungsänderung auf der Tagesordnung, die den LNV künftig für Fördermitglieder öffnet. Der Dachverband will damit die Unterstützungsmöglichkeiten erweitern und sich auch finanziell breiter aufstellen.
Der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner begründete die Öffnung für Fördermitglieder mit der Nachfrage von Naturschutzinteressierten nach Einzelmitgliedschaften beim LNV, um den Dachverband so in seiner Arbeit unterstützen zu können. Mit der Fördermitgliedschaft wolle der LNV diese Möglichkeit eröffnen. Die zusätzlichen finanziellen Beiträge ermöglichen es dem LNV gleichzeitig, auf die immer weiter steigenden Herausforderungen im Natur- und Umweltschutz besser reagieren zu können.
Verleihung der LNV-Ehrennadel an zwei Naturschützer
Gleich zu Beginn der Versammlung wurden zwei Persönlichkeiten für ihre außergewöhnlichen Verdienste mit der LNV-Ehrennadel ausgezeichnet.
Reiner Ehret, Kirchzarten
Unter großem Applaus würdigten die Mitglieder ihren ehemaligen Vorsitzenden Reiner Ehret, der dem LNV von 2000 bis 2015 vorstand. In seiner Laudatio erinnerte der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner daran, dass sein Vorgänger den LNV in einer sehr schwierigen Phase übernommen hatte. „Dank seines souveränen und glaubwürdigen Auftretens und mit Beharrlichkeit und Empathie konnte Reiner Ehret den Verband wieder zur Geschlossenheit führen“, hob Bronner hervor. Reiner Ehrets themenübergreifendes, vernetztes Denken habe den LNV in die Zukunft geführt und für Koalitionen geöffnet. Bronner erinnerte, es sei mit der Verdienst von Reiner Ehret, dass die Zerstörung der Schwarzwaldlandschaft durch die damals geplante Schwarzwaldautobahn verhindert werden konnte.
Der so gelobte Reiner Ehret bedankte sich herzlich bei allen, die ihn 15 Jahre lang als LNV-Vorsitzenden begleitet und unterstützt hatten. Er stehe dem LNV weiterhin gerne als Referent für Nachhaltigkeit zur Verfügung. In Umdeutung der mahnenden Worte seines früheren Mathematiklehrers „Ehret, Ehret“ nahm er die LNV-Ehrennadel unter dem heiteren und gleichzeitig anerkennenden Beifall der Teilnehmer/innen entgegen.
Roland Maier, Ulm
In einer sehr persönlichen Laudatio würdigte der Landesvorsitzende der NaturFreunde Württemberg, Andreas Linsmeier, das „Urgestein“ des Naturschutzes, Roland Maier, der seit 1949 bei den Ulmer NaturFreunden aktiv ist. Anfänglich kümmerte sich Roland Maier um die Jugend- und Kulturarbeit. Doch schon bald habe er den Schritt vom „nur“ Naturnutzer zum Naturschützer gemacht. „Sehr schnell wurde Roland Maier klar, dass eine Zusammenarbeit mit anderen Vereinen dringend notwendig ist, um gegen die Naturzerstörung etwas ausrichten zu können“, betonte Linsmeier. Das Engagement von Roland Maier im Netzwerk Naturschutz des Regierungspräsidiums Tübingen folgte deshalb fast zwangsläufig. Beispielhaft für das Engagement von Roland Maier ist die Wiederansiedlung der Flussseeschwalbe in Ulm, für die er eine geschützte schwimmende Brutbasis im unteren Ausee schuf. „Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt“, gab Linsmeier seine Wissenslücke freimütig zu.
Roland Maier bedankte sich gerührt. Er erinnerte, die Flussseeschwalbenpopulation an der Donau sei damals vollständig zusammengebrochen gewesen und bezeichnete die Brutflöße als einen vollen Erfolg. Nachdenklich bedauerte Roland Maier, dass er trotz der vielen anstehenden Aufgaben altersbedingt beim Naturschutzengagement zurückstecken müsse. Sein Appell galt den Teilnehmer/innen der Versammlung, mit ihrem Einsatz für Natur- und Umwelt engagiert fortzufahren.
Die Zukunft liegt innen
In seinem engagierten Vortrag „Die Zukunft liegt innen – Konzepte für die Entwicklung lebendiger Stadt- und Ortskerne“ stellte der kürzlich im Amt bestätigte Rottenburger OB Stefan Neher die Initiativen der Stadt zur Mobilisierung innerörtlichen Leerständen vor. Dazu gehört unter anderem ein Baulückenkataster und der gezielte Aufkauf von Grundstücken, um innerstädtisch größere, zusammenhängende Gebiete entwickeln zu können. Um den Verkauf innerörtlicher Grundstücken mit maroden Gebäuden zu befördern, trägt die Stadt die Abrisskosten. An die Landespolitik richtet Neher den Wunsch nach einem erweiterten Instrumentarium, um Grundstücksbesitzer leichter zu einem Verkauf bewegen zu können. LNV-Chef Bronner zeigte sich beeindruckt von Rottenburgs Engagement: „Beim Ruf nach mehr Instrumenten zur Innenentwicklung für die Kommunen haben Sie unsere volle Unterstützung!“ Beispielswiese habe der LNV von der Landesregierung den Verzicht auf die Grunderwerbssteuer beim Zwischenerwerb durch die Gemeinde gefordert, so Bronner – bisher allerdings ohne Erfolg.
Wieder war das Museum am Löwentor in Stuttgart ein würdiger Rahmen für die LNV-Mitgliederversammlung. So ist zu hoffen, dass im angekündigten Investitionsprogramm der künftigen Landesregierung auch dieses Museum Berücksichtigung findet.
Fotografien:
Von links nach rechts: Dr. Gerhard Bronner und Reiner Ehret
Von links nach rechts: Dr. Gerhard Bronner und Roland Maier