Naturschützer: „Herr Ministerpräsident, bleiben Sie standhaft!“

Flächenverbrauch ist nach Ansicht des Landesnaturschutzverbandes immer noch zu hoch

In einem Schreiben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert der Landesnaturschutzverband (LNV) die Landesregierung auf, bei den Bemühungen um eine Reduzierung des Flächenverbrauchs am eingeschlagenen Weg festzuhalten. Er verteidigt die Vorgaben des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur, wie viel neue Bauflächen bei der Genehmigung von Flächennutzungsplänen zugelassen werden sollen, gegen die Kritik der kommunalen Spitzenverbände.

Der LNV-Vorsitzende Reiner Ehret begrüßt ausdrücklich, dass das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur nicht nur wohlfeile Rhetorik bietet, sondern wirksame Instrumente zur Eindämmung des Landschaftsverbrauches anwenden will. „ Es ist ja auch absolut unverständlich, warum eine Gemeinde mit stagnierender Bevölkerung innerhalb einer einzigen Flächennutzungsplanperiode (i.d.R. 15 Jahre) dennoch um 7,5 % in der Fläche wachsen soll“, so Ehret in seinem Schreiben.

Für die Kritik der Bürgermeister haben die Naturschützer kein Verständnis. Insbesondere im ländlichen Raum bemühen sich zu wenige engagiert um die Nutzung innerörtlicher Baupotenziale, zu viele gehen bisher den „leichten Weg“ neuer Baugebiete. Ehret weiter: „In Gemeinden im ländlichen Raum mit stagnierender und abnehmender Bevölkerung ist jeder Neubau am Ortsrand eigentlich eine Fehlinvestition, weil kommunale Infrastruktur überdehnt wird und das Kapital fehlt, um Leerstände im Ortskern einer neuen Nutzung zuzuführen und einer Verödung entgegenzuwirken. Das gelingt nicht, wenn ständig neue Baugebiete am Ortsrand angeboten werden“.

In seinem Schreiben macht der LNV weitere Vorschläge. Er bittet Kretschmann, sich für eine Grundsteuerreform einzusetzen, die Anreize für die Innenentwicklung bietet. Und er wirbt für handelbare Flächenausweisungszertifikate, wie sie der Nachhaltigkeitsbeirat der Landesregierung schon vor Jahren gefordert hat.

Nach wie vor werden in Baden-Württemberg täglich rund 8 ha Fläche überbaut – die Fläche von 10 Fußballfeldern! In den letzten 50 Jahren wurde im Ländle mehr Fläche verbaut als in allen Jahrhunderten davor zusammengenommen.

Der Landesnaturschutzverband ist mit seiner Haltung nicht allein. Auch der Schwäbische Albverein, die Naturfreunde und der Deutsche Alpenverein haben sich in eigenen Schreiben im gleichen Sinn an den Ministerpräsidenten gewandt.

Download: LNV-PMzur Plausibilitätsprüfung Flächenverbrauch

Das Schreiben des LNV an Ministerpräsident Kretschmann finden Sie hier:

Download: Brief an Ministerpräsident Kretschmann

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