Geplante Streichung der IC-Verbindungen Schwarzwald/Bodensee

Stellungnahme des LNV-Arbeitskreises Schwarzwald-Baar
zur geplanten Streichung der IC-Verbindungen Schwarzwald/Bodensee

Die letzten verbliebenen IC- Fernverkehrsverbindungen in die Region Schwarzwald/Bodensee aus Richtung Hamburg und Ruhrgebiet will die DB AG ab Dezember 2014 streichen.
Nach dem Interregio-Zweistundentakt am Anfang der 90-er Jahre, zwischenzeitlich 2 bis 3 IC-Verbindungen und zuletzt 1 bis 2 IC-Verbindungen pro Tag wäre damit ein vollständiger Rückzug des DB-Fernverkehrs aus den hochattraktiven Urlaubsgebieten Schwarzwald und Bodensee gegeben.
Warum die bisher als stabil und kostendeckend eingeschätzten Verbindungen eingestellt werden sollen, begründet die DB v.a. mit der Konkurrenz der Fernbusse, abnehmenden Fahrgastzahlen, mit erhöhten Kosten und fehlender Kostenbeteiligung durch das Land.
Der Arbeitskreis Schwarzwald-Baar des Landesnaturschutzverbands (LNV-AK) hat diese Gründe untersucht mit folgendem Ergebnis:

  • Die neu etablierten Fernbuslinien sind besonders dort erfolgreich, wo sich die Bahn zurückgezogen hat oder nur noch umständliche Umsteigeverbindungen anbietet. Die beste Strategie der Bahn gegen die Fernbus-Konkurrenz wäre demnach ein Auf- und Ausbau von Intercity-Verbindungen mit einem besonders hohen Kontingent an Sparpreisen, damit die preissensiblen Kunden darauf ansprechen.
  • Die Fahrgastzahlen sind steigerungsfähig besonders durch gezielte Vermarktung des KONUS-Angebots, das für Feriengäste eine in der Gästekarte integrierte vorbildliche Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Schwarzwald bereitstellt. Die Erhöhung der Sparpreis-Kontingente speziell in den hier betroffenen ICs würde zu einer weiteren Steigerung der Fahrgastzahlen führen.
  • Außerdem ist für viele interessierte Fahrgäste oft nur die schnellste Verbindung im Informationssystem angezeigt.

  • Die Erhöhung der Trassen- und Stationsgebühren durch DB-Netz führt in der Gesamtrechnung nicht zu höheren Kosten, sondern zu höheren Einnahmen an den DB-Mutterkonzern.
  • Die Verhandlungen mit dem Land über eine Kostenbeteiligung zur Weiterführung der IC-Verbindungen waren bisher erfolglos wegen unverhältnismäßiger finanzieller Forderungen seitens der DB, die einer Vollkostenübernahme durch das Land gleichgekommen wären. Hier sollte nach Meinung des LNV-AK noch nicht das letzte Wort gesprochen sein: die Option der Kostenbeteiligung sollte weiter verfolgt werden mit dem Ziel, durch die Integration des IC in den Nahverkehr ab Offenburg die gravierende Fahrplanlücke um 18 Uhr abzudecken.
  • Der LNV-AK bedauert, dass die DB sich noch mehr auf die hochwertigen ICE-Verbindungen konzentriert und die Flächenbedienung durch den IC-Verkehr zunehmend dem Nahverkehr überlässt. Wir halten ein Zwischensystem zwischen Nahverkehr in Landeszuständigkeit und Fernverkehr in DB-Zuständigkeit für ökonomisch und ökologisch sinnvoll.

    Nicht nur für die Fahrgäste aus dem Norden, auch für die Fahrgäste aus unserer Region wäre der Wegfall der IC-Verbindungen mit erheblichen Nachteilen verbunden: es gäbe keine Direktverbindung mehr nach Hamburg, Dortmund, Köln, Frankfurt, aber auch nach Heidelberg, Mainz, Koblenz, Bonn, Marburg und andere Städte, die bisher bequem erreichbar waren. Der Umsteigezwang würde v.a. für Familien und Senioren, für Reisende mit Gepäck und Fahrradtransport einen wesentlichen Verlust an Reisekomfort bedeuten und viele Fahrten unmöglich machen oder auf die Straße verlagern. Auch die Geschäftsreisen von und in die Wirtschaftsregion Schwarzwald/Bodensee würden teilweise verlagert werden.

    Der LNV-AK appelliert an die DB AG, die Entscheidung für die Streichung der IC-Linien Schwarzwald und Bodensee nicht in diesem Jahr zu treffen und die gewonnene Zeit zu nutzen für eine Aufwertung der Fernverbindung in den Schwarzwald und an den Bodensee, am besten in Zusammenarbeit mit den Umwelt- und Fahrgastverbänden und mit den Anliegerstädten und –Landkreisen, die ihren Protest gegen die geplante Streichung dann natürlich in mehr Engagement für den Erhalt der Fernverbindungen umsetzen müssten.
    Denkbar wäre z.B. als finanzieller Beitrag der Gemeinden und Landkreise die Anerkennung der IC-Fahrkarten im örtlichen Nahverkehr entlang der Schwarzwaldbahn. Das bei Touristen sehr beliebte KONUS-System sollte bis Konstanz erweitert werden.
    Die Umweltverbände könnten zu einer breitgestreuten Verteilung des Faltblattes „Zügig in den Schwarzwald“ beitragen. Eine einfachere, gleichbleibende Fahrplangestaltung wäre von Vorteil.

    In diesem Sinn schlagen wir einen Arbeitskreis vor, der Ende April zu einer ersten Sitzung zusammenkommen könnte mit dem Auftrag, die Weiterführung der Fernverbindungen Schwarzwald/Bodensee vorzubereiten und auf eine neue, für alle Seiten vorteilhafte Grundlage zu stellen.

    IC-Fernverbindung zum Bodensee/Schwarzwald

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