LNV-Kongress „Schule wird nachhaltig“

Neue Bildungspläne sollen nachhaltig wirken

Landesnaturschutzverband und Kultusministerium sind sich einig, die Bildung für nachhaltige Entwicklung zu stärken

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV), Dachverband von 34 Naturschutzverbänden, veranstaltete am 28.11.2015 einen gut besuchten Kongress zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), eine der Leitperspektiven der neuen schulischen Bildungspläne.
In seiner Einleitung betonte LNV-Chef Dr. Gerhard Bronner die entscheidende Bedeutung der Lehrer/innen für die Wissens- und Kenntnisvermittlung. Er forderte in der Schule mehr Artenkenntnisse zu vermitteln, vermehrt außerschulische Lernorte zu nutzen und die Fächer Biologie und Geographie zu stärken. Außerdem schlug er vor, dass alle Schüler/innen in ihrer Schullaufbahn je einmal ein Sozial-, Berufs- und ein Umweltpraktikum machen sollten. Diese Forderungen sind auch in einer Resolution enthalten, die auf dem Kongress von den Teilnehmern verabschiedet wurde.
Der Kongress „Schule wird nachhaltig. Bildung für nachhaltige Entwicklung in den neuen Bildungsplänen“ stand am Abschluss des LNV-Projekts „Schule wird nachhaltig“. Mit dem von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Projekt hatte sich der LNV in die Diskussion zu den neuen Bildungsplänen eingeschaltet und konkrete Vorschläge für die Umsetzung der Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ vorgelegt.
Zu Beginn begrüßte der stellvertretenden Direktor des Naturkundemuseums Ulrich Schmidt als Hausherr die über 120 Teilnehmer/innen aus der Schulverwaltung und weiteren Behörden, den Schulen, Naturschutzverbänden und weitere Interessierte.
In seinem Ansprache bedankte sich Minister Andreas Stoch für den qualifizierten Input, den der LNV mit seiner Stellungnahme zu den neuen Bildungsplänen geliefert habe. Er gestand zu, dass BNE in vielen Fächern eine größere Rolle spielen müsse. Die Schule muss den Kindern und Jugendlichen die Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, um später Beiträge zur Lösung der großen Weltprobleme leisten zu können: Klimawandel, soziale Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft und weltweit, effizienter Umgang mit Energie und Rohstoffen.
Dr. Günter Klein von Landesinstitut für Schulentwicklung legte den Beteiligungsprozess bei den Bildungsplänen offen. An Beispielen zeigte er, dass Vorschläge des LNV in die Bildungspläne integriert wurden, warb aber auch dafür, dass nicht alles vorgegeben werden könne. Die Schulen bräuchten auch Freiräume für eigene Schwerpunktsetzungen. Manche Vorschläge seien deshalb in den Curricula als Vorschlag besser aufgehoben als im gesetzlichen Bildungsplan.
Im Rahmen eines Projektes „Schule wird nachhaltig“ hatte der LNV sechs Botschaften für ein besseres und nachhaltigeres Lernen in der Schule erarbeitet:

1. Guter Unterricht hat einen hohen Praxisbezug und ist anschaulich
2. Lernen von dem was uns umgibt!
3. Umfassende Nutzung außerschulischer Lernorte in vielen Fächern, externe Experten und Praktika
4. Werteorientiertes Lernen für Nachhaltigkeit (Gerechtigkeit, Sparsamkeit, Achtung vor dem Leben
5. Es zählt, was bleibt (weniger Stoff solider lernen)
6. Aufgabe der Unterscheidung zwischen Haupt – und Nebenfächern. Einführung des Faches „Alltagskultur, Ernährung, Soziales“ in alle Schultypen.

Diese Botschaften stellte Prof. Werner Rieß von der Pädagogischen Hochschule Freiburg vor dem Hintergrund empirischer Erkenntnisse auf den Prüfstand. Dort wo mit bestimmten Methoden wirksameres Lernen erreicht werden soll, sah er manche Forderungen des LNV durchaus kritisch. So hielt er es nicht für erwiesen, dass außerschulische Lernorte lernwirksamer sind als Unterricht im Klassenzimmer. Als Irrweg bezeichnete er es, in der Sekundarstufe 1 das Fach Biologie durch das Mischfach Biologie, Naturphänomene und Technik zu ersetzen.
Vom Nutzen außerschulischen Lernens überzeugt waren dagegen weitere Referent/innen, die jeweils gelungene Beispiele präsentierten. Die Naturparkschulen im Schwarzwald berichten von begeisterten Schülern und Lehrern, ein Schulgarten in Schwäbisch Gmünd funktioniert bestens, und im Wurzacher Ried lernen Schüler in kurzer Zeit, Pflanzen und Tiere zu bestimmen.
Wie Draußenlernen eindrucksvoll praktiziert werden kann veranschaulichte der Schauspieler Stefan Österle, der sich ehrenamtlich für Draußenschulen und das Schulwandern engagiert.
Zum Abschluss des Kongresses verabschiedeten die Teilnehmer/innen mit großer Mehrheit die Resolution „Schule wird nachhaltig – Bildung für nachhaltige Entwicklung in den neuen Bildungsplänen konkret umsetzen“. Resolution Bildung für nachhaltige Entwicklung
Zur Zusammenstellung der Kongressbeiträge
Download: Kongressbericht Schule-wird-nachhaltig

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