Bildautoren: Joy Copp

Auerhuhnschutz und Windkraft – ein Drama?

Gemeinsame Pressemitteilung von Landesnaturschutzverband (LNV) und Naturschutzbund (NABU)

LNV und NABU fordern Einhaltung der Planungsgrundlage „Windkraft und Auerhuhn“

Maßnahmenplan zum Schutz des Auerhuhns muss zügig verabschiedet werden
Im Schwarzwald wird heftig darüber diskutiert, ob das Auerhuhn ein wesentliches Hemmnis für Erfolge bei der Windkraft ist. Der Landesnaturschutzverband (LNV) und der Naturschutzbund (NABU) in Baden-Württemberg unterstützen nachdrücklich das Ziel der Landesregierung, mit der im August vorgestellten Planungsgrundlage „Windkraft und Auerhuhn“ den Ausbau der Windkraft zu beschleunigen, Planungssicherheit zu schaffen und gleichzeitig den Schutz des Auerhuhnes zu gewährleisten. Rechtssichere Lösungen sind im Interesse aller Beteiligten.

optimale Windhöffigkeit nicht alleiniges Kriterium
Als Ergebnis der intensiven Abstimmung in der „Task Force zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energie“ unter Leitung des Staatsministeriums wurde die Planungsgrundlage „Windkraft und Auerhuhn“ verabschiedet. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg kann nur gelingen, wenn alle Akteure zu Kompromissen bei der Windhöffigkeit, dem Landschaftsbild, dem Naturschutz und der Freizeitnutzung bereit sind“, sagt der NABU-Vorsitzende Johannes Enssle. Eine Verlegung der Windkraftanlagen von Standorten mit maximaler hin zu optimaler Windhöffigkeit ist dabei ebenso notwendig wie die Akzeptanz einer Überprägung mancher Landschaften.

Planungsgrundlage schmerzhafter, aber fairen Kompromiss
Dr. Gerhard Bronner, Vorsitzender des LNV, sieht aus naturschutzfachlicher Sicht die vereinbarte Planungsgrundlage als schmerzhaften, aber fairen Kompromiss an. Zwar habe das Land ein Konzept entwickelt, das das wissenschaftlich nachgewiesene Meideverhalten der Auerhühner gegenüber Windkraftanlagen berücksichtigt. „Außerhalb der Vogelschutzgebiete können jetzt jedoch Windkraftanlagen ohne größere Restriktionen geplant werden, wenn dort aktuell keine Auerhühner leben. Bisher vorgesehene Wiederbesiedelungsflächen entfallen als Planungshemmnis.“, verdeutlicht der LNV-Vorsitzende.

Lebensstätten des Auerhuhns nachdrücklich stärken
Dieser Kompromiss ist nur dann vertretbar, wenn die Lebensstätten in den Vogelschutzgebieten nachdrücklich gestärkt werden. LNV und NABU wenden sich mit allem Nachdruck gegen Bestrebungen, Windkraftanlagen auf Auerhuhn-Lebensstätten innerhalb der Vogelschutzgebiete genehmigen zu wollen. Der Europarat beschäftigt sich bereits mit dem Aussterben des Auerhuhns im Schwarzwald. Gegen die Slowakei läuft ein Vertragsverletzungsverfahren, da die Auerhuhnpopulation dort um die Hälfte gesunken ist. Bei unzureichender Hilfe für das Auerhuhn im Schwarzwald drohen auch hier Vertragsverletzungsverfahren und Klagen beim Europäischen Gerichtshof.

Auerhuhn braucht lichte Waldstruktur und Ruhezonen
Die Ursachen des Rückgangs der Auerhuhnpopulation im Schwarzwald sind sehr gut erforscht – es sind nicht in erster Linie die Auswirkungen des Klimawandels. Diese können teilweise kompensiert werden, wenn ein hochwertiger Lebensraum für Auerhühner geschaffen wird. Dem Kabinett liegt seit längerem ein wissenschaftlich erarbeiteter Maßnahmenplan vor, in dem das notwendige Vorgehen dargestellt ist.
Die drei konkreten Handlungsfelder sind:
1. Optimierung des Lebensraums (lichte Waldstruktur),
2. Vermeidung von Störungen aller Art (Ruhezonen) und
3. eine intensive Bejagung der Fressfeinde.

Keine Windkraftanlagen in ökologisch sensiblen Schwarzwaldhochlagen
Wenn wegen des Auerhuhns einige Windkraftstandorte in den ökologisch besonders sensiblen Bereichen der Schwarzwaldhochlagen nicht möglich sind, so ist das hinzunehmen und zu verkraften. Denn 5,6 Prozent der Landesfläche sind windhöffig und haben gleichzeitig geringe Artenschutz- und andere Restriktionen. Dazu gehören viele Freilandstandorte auf der Albhochfläche oder in Hohenlohe, wo die Anlagen an bestehenden Feldwegen gebaut werden können, ohne große neue Erschließungsschneisen in den Wald zu schlagen. Diese Flächen sind in Summe weitaus mehr, als für die Energiewende benötigt wird.

Maßnahmenplan zügig umsetzen
LNV und NABU fordern die Landesregierung auf, den Maßnahmenplan zügig zu verabschieden und die notwendigen Mittel sowie detaillierte Planungskarten umgehend bereitzustellen, denn jeder Monat zählt! Die für die Umsetzung erforderlichen Strukturen stehen bereit.

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Hintergrundinformationen:
Pressemitteilung Umweltministerium und Landwirtschaftsministerium vom 17.08.2022:
„Neue Planungsgrundlage Windenergie und Auerhuhn“
Planungsgrundlage Windkraft und Auerhuhn , Juli 2022 (pdf)

Pressefotos
Fotos zu Pressezwecken
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Ansprechpartner
Dr. Eberhard Aldinger, Mitglied im LNV-Vorstand und LNV-Referent für den Wald
Aldinger.LNV.Wald@gmail.com
Verein Auerhuhn im Schwarzwald e.V.

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