Festakt: 50 Jahre Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg

Gründungsvision ist Wirklichkeit geworden
Herausforderungen bleiben vielfältig
Ministerpräsident Kretsch­mann: „Naturschutz hat sich vom Orchideen- zum Pflichtfach entwickelt“

Mit einem Festakt hat der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) am Samstag (18.9.2021) in Stuttgart sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. 140 geladene Gäste aus Politik, Verwaltung und Verbänden würdigten das jahrzehntelange Engagement des LNV und blickten auf große und kleine Erfolge zurück. Dabei wurde deutlich: Die Vision der Gründer des LNV ist in weiten Teilen Wirklichkeit geworden. Es ist dem LNV als Dachverband gelungen, die Kräfte und Kompetenzen der Naturschutzvereine im Land zu bündeln, Gräben zu überwinden und der Natur eine starke Stimme zu geben.

In seiner Ansprache stellte der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner vor allem zwei Erfolge des LNV in den Mittelpunkt: die flächendeckende Einführung der Landschaftserhaltungsverbände in Baden-Württemberg, die maßgeblich auf Initiative des LNV erfolgt ist, sowie die Verabschiedung des Biodiversitäts-Stärkungsgesetzes. Gemeinsam mit Bioland hatte der LNV dabei zwischen den Initiatoren des Volksbegehrens Artenschutz und den Landnutzerverbänden vermittelt und an einem Kompromiss mitgewirkt – ein Weg, der schließlich zum Erfolg geführt hat.

Koordinierungsfunktion als zentrale Stärke des LNV

Beide Erfolge machen aus Sicht Bronners die Stärke des LNV deutlich. „Die Koordinierungsfunktion des LNV gehört zu seiner DNA“, sagte Bronner. „Wir haben Übung darin, kontroverse Diskussionen kultiviert zu führen und Kompromisse zu finden. Wir ‚können‘ auch mit Interessensgruppen, die oft zum Naturschutz in Konkurrenz stehen, etwa den Bauern- oder Kommunalverbänden.“ Zugleich unterstrich Bronner die mittlerweile wieder sehr gute Zusammenarbeit mit NABU und BUND. Beide Verbände haben den LNV um die Jahrtausendwende aufgrund inhaltlicher Differenzen verlassen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann würdigte in seiner Rede die freiwillige Arbeit der vielen Naturschützerinnen und Naturschützer im LNV und bedankte sich dafür herzlich. „Ohne dieses großartige Engagement wäre es schlecht bestellt um die Zukunft vieler bedrohter Arten in unserer Heimat.“ Der Ministerpräsident erinnerte daran, dass der Naturschutz vor 50 Jahren noch ein politisches Orchideenfach war. „Heute ist er vom Orchideen- zum Pflichtfach geworden und steht im Zentrum meiner Politik“, so der Regierungschef. „Die von mir geführten Landesregierungen haben in den zurückliegenden Jahren gezeigt, dass man beim Artenschutz viel bewegen kann, wenn man es wirklich will. Etwa beim Nationalpark Schwarzwald, der sich als großer Erfolg erweist. Oder beim Naturschutzhaushalt, den wir von 30 auf rund 100 Millionen Euro aufgestockt haben. Hinzu kommen unser Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt, für das wir seit 2018 72 Millionen Euro vorgesehen haben, und das Biodiversitätsstärkungsgesetz, um nur einige Beispiele zu nennen.“

Viele offene Baustellen im Naturschutz

Neben den Erfolgen sprach LNV-Chef Gerhard Bronner auch die vielen offenen Baustellen im Naturschutz deutlich an. Der anhaltende Flächenverbrauch, der zunehmende Mangel an qualifizierten Fachleuten mit Artenkenntnissen und die naturverträgliche Ausgestaltung der Energiewende prägen die Arbeit des LNV bereits seit vielen Jahren und werden das mit Sicherheit weiterhin tun, ist sich Bronner sicher.

„Wir dürfen und werden in unserem Engagement nicht nachlassen“, versprach der LNV-Chef. „Erfolge werden wir feiern können, wenn weiterhin viele Ehrenamtliche ihre Kraft und Expertise einbringen und wenn Politik, Verwaltung und Interessenverbände gesprächs- und kompromissbereit bleiben.“

Den Festvortrag hielt Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg zum hochaktuellen Thema „Rotmilan gegen Windrad – (k)einer wird gewinnen? Wie lösen wir Konflikte zwischen Arten und Klimaschutz?“

„Zwischen Frust und Freude“ – neues Buch zur 50-jährigen Geschichte des LNV

Bronner stellte den Gästen auch das neue Buch zur 50-jährigen Geschichte des LNV vor. Unter dem Titel „Zwischen Frust und Freude – 50 Jahre Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg“ zeichnet es die Entwicklung des LNV nach und stellt sie in den zeitgeschichtlichen Kontext. Das durchgehend farbige und reich bebilderte Buch erscheint im Verlag Manfred Hennecke und ist zum Preis von 19,80 Euro überall im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-948138-07-3).

Ansprache des LNV-Vorsitzenden Dr. Gerhard Bronner

Ansprache von Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Festvortrag „Rotmilan gegen Windrad – (k)einer wird gewinnen?, Gudrun Heute-Bluhm, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg

Foto 1: Prof. Dr. Ulrich Schraml Versammlungsleitung, Dr. Gerhard Bronner, LNV-Vorsitzender, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg
 

 

 

Foto 2:
Ministerpräsident Winfried Kretschmann während seiner Rede
Grußwort

 

 

 

 

 

Foto 3:
Ministerpräsident Winfried Kretschmann bekommt vom Versammlungsleiter Prof. Dr. Ulrich Schraml ein Geschenk überreicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto 4:
LNV-Vorsitzender Dr. Gerhard Bronner sprach die vielen offenen Baustellen im Naturschutz deutlich an, insbesondere den weiter fortschreitenden massiven Flächenverbrauch.
Ansprache

 

 

 

 

 

Foto 5:
Den Festvortrag hielt Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg zum hochaktuellen Thema „Rotmilan gegen Windrad – (k)einer wird gewinnen? Wie lösen wir Konflikte zwischen Arten und Klimaschutz?“
Festvortrag

 

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